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Um die gründungsbezogene Bildung in Deutschland zu stärken, hat sich unter der Federführung des Bundeswirtschaftsministeriums der Initiativkreis „Unternehmergeist in die Schulen“ etabliert. Das Netzwerk blickt auf 16 Jahre Erfahrung in der Vermittlung von Wirtschaft an Schulen.
Interview mit Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt sowie Beauftragte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz für Digitale Wirtschaft und Start-ups, zu ihrem Vorsitz beim Initiativkreis „Unternehmergeist in die Schulen“
Die Initiativen des Initiativkreises „Unternehmergeist in die Schulen“ bieten praktische Unterstützung bei der Umsetzung von Wirtschaftsprojekten in der Schule.
Workshops, Unternehmensplanspiele, Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer und vieles mehr: Die verschiedenen Projektarten im Überblick.
Von der Idee über den Businessplan bis zur Finanzierung: Eine Schülerfirma zu gründen ist eine gute Möglichkeit, um schon in jungen Jahren unternehmerische Luft zu schnuppern.
Schülerinnen und Schülern einen Einblick ins Unternehmertum zu gewähren – das ist eines der Ziele der zahlreichen Wettbewerbe. Hier eine Übersicht.
Lernen Sie innovative Businessideen kennen, wie diese im Schulalltag realisiert wurden und welche Erfahrungen die Schülerinnen und Schüler außerdem noch gemacht haben.
Erfahren Sie, wie sich Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Entrepreneurship Education weiterbilden, wie Projekte in der Praxis umgesetzt wurden und was Unternehmergeist in Schulen ausmacht.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Expertinnen und Experten erklären, warum das Stärken des Unternehmergeistes in Schulen wichtig ist.
Das Team VoltVoyage hat beim Deutschen Gründerpeis mit seiner fortschritllichen Geschäftsidee überzeugt: Der vCharger-Adapter soll induktives Laden für jeden E-Bike-Typ möglich machen. Mit dieser Produktidee wollen die jungen Entrepreneure „schnelleres, einfacheres und klimafreundlicheres Laden für alle Akkutypen“ ermöglichen.
Immer wieder kamen die Eltern von Robin Lagaly unzufrieden von ihren Ausflügen mit ihren E-Bikes zurück: Akku-Ladezeiten zu lang, Touren zu kurz. Die Ausflüge machten einfach keinen Spaß. Das hat den Teenager schließlich motiviert, endlich etwas zu tun. Robin erzählte seinen Schulfreunden Sophie Maria Granitzny, Bennet Haeberlin, Nora Heinzer, Larissa Schneider und Philipp Wildermuth vom Internat Schloss Hansenberg davon. Zusammen hat das Team VoltVoyage dann nach einer Lösung in einer Geisenheimer Elektrowerkstatt gesucht und zum Schluss nicht nur eine universelle, komfortable Schnittstelle für induktives Laden inklusive Ladestation für E-Bikes entwickelt, sondern sie wurden für ihre gute Produktidee und das professionelle Geschäftskonzept mit dem Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen belohnt. Der Preis ist bundesweit einer der renommiertesten Auszeichnungen für Existenzgründerinnen und -Gründer ab Klasse 9 an allgemein- und berufsbildenden Schulen. „Unser Prototyp ist also aus einem Alltagsproblem heraus entstanden“, erklärt Sophie Maria Granitzny, die PR-Managerin von VoltVoyage. Und genau darauf legt die Jury des Wettbewerbs besonderen Wert. Ebenso, wie auf die Nachhaltigkeit der eingereichten Ideen.
Mit dem vCharger-Adapter, der induktives Laden für jedes E-Bike möglich macht, will VoltVoyage „schnelleres, einfacheres und klimafreundlicheres Laden für alle Akkutypen“ ermöglichen. Denn lange Radtouren sind mit herkömmlichen Akkus für E-Bikes nur bedingt möglich. Das Entrepreneur-Team hält diese auch nicht für besonders komfortabel, da sie für längere Strecken zu schwer seien. Das ist bei ihrem Prototyp „vCharger“ anders. Der für induktives Laden entwickelte „vCharger“-Adapter ist kompatibel mit allen Akkutypen und ohne Ladekabel einsetzbar. VoltVoyage stellt mit diesem eine universelle, kabellose Ladeschnittstelle zur Verfügung – eine kleine handliche Platte, die problemlos am Rad befestigt werden kann.
Innovative vStation bietet integrierte Solarzelle
Für die Nutzung des induktiven Ladens mit dem „vCharger“ ist eine „vStation“ geplant – ein universeller Fahrradstellplatz, der mit einer Ladeoption kombiniert wird. An der „vStation“ selber wird kein weiteres Equipment benötigt, der Akku kann doppelt so schnell geladen werden wie an herkömmlichen Ladestationen. Eine weitere Besonderheit ist der klimafreundliche Nutzen der Ladestation: In die „vStation“ ist eine Solarzelle integriert. Damit lassen sich tagsüber bis zu 60 Prozent des Ladestroms aus Sonnenenergie gewinnen. Einen Prototyp hat das Technikteam mit Benett Haeberlin und Team-Captain Robin Lagaly auf Basis eines Starterkits ihres Sponsors Wirth Elektronik GmbH entwickelt. Immer sonntags und an schulfreien Tagen hat sich das Entwicklerteam in einem kleinen Elektrobetrieb in der Kleinstadt Geisenheim getroffen, um den Prototypen zu bauen.
„In der Hochphase seit März waren wir alle auch einige Male bis spät in die Nacht mit dem Businesskonzept beschäftigt.“ Nach und nach haben sie sich die notwendigen Fähigkeiten angeeignet und richtigen Unternehmergeist entwickelt. Die Marketing-Strategien haben die beiden Schülerinnen Nora Heinzer und Larissa Schneider entwickelt. Während die PR-Sprecherin Sophie Maria Granitzny aktuell hauptsächlich mit der Beantwortung von Medienanfragen beschäftigt ist, hat ihr Schulkamerad Philipp Wildermuth seit Januar dieses Jahres das Finanzierungskonzept für den Businessplan entwickelt. Denn auch diese Bereiche gehören neben einer gut durchdachten Produktentwicklung zu den relevanten Kriterien für eine erfolgreiche Teilnahme am Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen.
Bei der Erstellung und Prüfung des Gesamtkonzepts und zur Teilnahme am digitalen Wettbewerb hat dem Team insbesondere ihr alter Lehrer Paul A. Rauh geholfen: „Aufgrund seiner langjährigen Projekterfahrung – auch mit anderen Schulteams der Internatsschule – konnte er uns die Kontakte zu allen möglichen Fachleuten herstellen“, sagt PR-Chefin Sophie Maria. Seiner Expertise „verdanken wir die gute Umsetzbarkeit unserer Geschäftsidee“. Rauhs Engagement wusste auch die Wettbewerbsjury des Gründerpreises zu schätzen: Die stern-Redakteurin Doris Schneyink zeichnete Paul A. Rauh von der Internatsschule Schloss Hansenberg via Livestream als „Lehrer des Jahres“ aus.
„Mit dem Preis haben wir überhaupt nicht gerechnet“
Das Konzept des jungen Entrepreneur-Teams hat neben ihrem Lehrer und Wirth Elektronik auch die Jury des Deutschen Gründerpreis für Schulen überzeugt: „Am Puls der Zeit, innovativ, nachhaltig“, beschreibt die Jury die Produktidee von VoltVoyage. „Mit dem Preis für das beste Geschäftskonzept 2022 haben wir überhaupt nicht gerechnet“, sagt Sophie Maria. Neben dem ersten Platz beim Deutschen Gründerpreis hat das Team auch den zweiten Platz beim Start-upTeens-Preis in der Kategorie Sustainbility & Diversity belegt. Beim Deutschen Gründerpreis konnte sich VoltVoyage gegen 3.500 Bewerberinnen und Bewerber aus insgesamt 800 Schulteams aus ganz Deutschland durchsetzen.
Wie erfolgreich am Schlossinternat im hessischen Geisenheim gearbeitet wird, zeigte auch der vierte Platz des zweiten Schulteams TempTech. Die Teammitglieder entwickelten einen thermochromatischen Sticker, der mit roter Warnfarbe anzeigt, ob ein Gegenstand zu heiß zum Anfassen ist. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Team Hyclean des Internats den Gründerpreis mit seiner Seife Hysoap gewonnen, mit der das Händewaschen gerade in Coronazeiten gründlicher wird. Unternehmerisches Denken und Handeln schon in der Schule zu integrieren, befördert den Lebensweg der Schülerinnen und Schüler. Aber auch aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es empfehlenswert, sich mit Unternehmertum frühzeitig auseinanderzusetzen.
Kernidee des Deutschen Gründerpreis für Schüler
Darauf setzt auch der Deutsche Gründerpreis, der vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt wird. Im Fokus der Businessplan-Phase steht die Idee. Schülerinnen und Schüler sind herausgefordert, eine innovative Geschäftsidee zu entwickeln und in einem ausführlichen Businessplan auszuarbeiten. Wie echte Gründerinnen und Gründer müssen sich die Teilnehmenden mit vielen unterschiedlichen Fragen beschäftigen – vom USP über die Zielgruppen bis hin zur Finanzierung ihres Start-ups. Bei der anschließenden virtuellen Planung geht es um die Wirtschaftlichkeit, aber auch um Aspekte wie Nachhaltigkeit und dem Nutzen des Unternehmens für die Gesellschaft. So hat VoltVoyage stark von den Erfahrungswerten anderer Schülerinnen und Schüler aus den vergangenen Jahren und den vielen Experten um sie herum profitiert. Dass sie ihre Geschäftsidee so gut aufgeschrieben haben, hänge damit zusammen, „dass wir irgendwann den entsprechenden unternehmerischen Geist im Team entwickelt haben. Außerdem wollten wir das Projekt unbedingt zum Erfolg führen“, sagt Sophie Maria.
Viel positive Rückmeldung aus der Branche
Für ihre Zukunft liefert der gemeinsam erstellte Geschäftsplan, an dem alle sechs Schülerinnen und Schüler mitgeschrieben haben, wichtige Erkenntnisse für ihren beruflichen Werdegang. Fünf der Teammitglieder können sich vorstellen, an dem Projekt nach ihrem Abitur in einem Jahr weiterzuarbeiten. Das Preisgeld des Deutschen Gründerpreis wollen sie in das Projekt fließen lassen. Außerdem haben sie sich fest vorgenommen, an die Geisenheimer Kinderhilfe zu spenden – ein Projekt des Bürgermeisters, der ihnen während des Projektzeitraums von Januar bis Mai zur Seite stand.
Auch die Umsetzbarkeit mit Stakeholdern sind die jungen Entrepreneure schon angegangen. Bis jetzt hat VoltVoyage neben den Preisen viel Beifall für die gute Umsetzbarkeit ihres Projekts aus der Branche geerntet. Eventuell ist das noch Zukunftsmusik, aber die Sprecherin der Firma kann sich gut vorstellen, nach dem Abi, ein Start-up zu gründen und den Businessplan in die Praxis zu überführen. „Wir sind alle mit einem guten Gefühl aus der Sache herausgekommen“, aber sie haben auch gesehen, wie viel Arbeit in der Planung steckt: „Das habe ich anfangs deutlich unterschätzt.“