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Monika Linden: Die Freude der Schülerinnen und Schüler als Motivation

Monika Linden, The Tap

In 20 Jahren hat die Lehrerin vom Silverberg-Gymnasium in Bedburg fast 150 Schülerfirmen betreut.

Monika Linden vom Silverberg-Gymnasium in Bedburg weiß, was ihre Schülerinnen und Schüler brauchen. In den vergangenen 20 Jahren hat die Lehrerin (67) für Mathematik und Sozialwissenschaften mehr als 70 Schülerteams beim DGPS und mindestens genauso viele bei weiteren Wettbewerben betreut. Zweimal hat sie den Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen (DGPS) gewonnen – zuletzt in diesem Jahr, als ihre Schülerinnen vom Team The Tap den Sieg davontrugen: mit einem Water-Recovery-System, das beim Spülen gebrauchtes Wasser wiederaufbereitet und erneut nutzbar macht. 2020 wurde sie für ihre Arbeit zur Lehrerin des Jahres gewählt. „Es ist ihr gelungen, jeder bisschen Unternehmergeist in uns ans Tageslicht zu befördern“, so das Urteil ihrer Schülerinnen und Schüler. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, warum ein Verständnis für Unternehmertum schon im jungen Alter wichtig ist.

Wann und warum haben Sie sich dem Thema Gründung als Lehrerin verschrieben?

Ich habe 2003 das erste Mal in einem Kurs Politik und Wirtschaft mit einer 10. Klasse am Deutschen Gründerpreis teilgenommen, der damals noch „StartupWerkstatt“ hieß. Ich fand die Idee spannend, dass Schülerinnen und Schüler projektorientiert und sehr selbstbestimmt arbeiten können und gleichzeitig etwas über betriebs- und allgemeinwirtschaftliche Zusammenhänge lernen.

Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, Schülerinnen und Schüler schon frühzeitig mit dem Thema in Berührung zu bringen?

Wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, ist für die jungen Menschen nicht immer einfach. Wenn man in die Rolle eines Unternehmers schlüpft, erlebt man manches Dilemma und kann im Diskurs grundlegende politische Prozesse und Entscheidungen besser nachvollziehen.

Wie sieht das Programm an Ihrer Schule diesbezüglich aus? Welches Konzept wird bezüglich Gründungen verfolgt?

Die Teilnahme am Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen wurde nach mehreren erfolgreichen Durchgängen zum festen Bestandteil im Unterricht eines Leistungskurses in Sozialwissenschaften. Dabei wird keine reale Gründung vorgenommen, trotzdem müssen die Schülerinnen und Schüler den Prozess des Gründens sehr realitätsnah nachvollziehen und sich mit den wesentlichen Schritten einer realen Gründung auseinandersetzen. Diese müssen sie zu einer schlüssigen Management Summery zusammenführen, ein Pitchdeck erstellen und in einem Pitchevent präsentieren.

Welche Erfolge haben Sie persönlich und auch Ihre Schule mit Schülerfirmen vorzuweisen?

In den 20 Jahren der Teilnahme habe ich über 70 Teams betreut. Einige meiner Kolleginnen und Kollegen haben die Idee ebenfalls aufgegriffen, sodass wir fast 100 Teams insgesamt betreuen konnten. In jedem Jahr waren meine Teams mindestens auf regionaler Ebene unter den besten drei, im Rheinland unter den Top10 und dreimal bundesweit erfolgreich (zweimal Bundessieger, einmal zweiter). Als Erfolg werte ich aber auch, wenn meine Schützlinge mit dem Projekt zufrieden waren, vielleicht ein weiteres Mal auch außerhalb des Unterrichts teilnehmen oder ehemalige Teilnehmende sich in beratender Funktion einbringen möchten. Natürlich war auch, Lehrerin des Jahres zu werden, ein persönlicher Erfolg für mich und eine Anerkennung meiner Arbeit.

An welchen Wettbewerben nimmt ihre Schule regelmäßig teil?

Im Bereich Wirtschaft habe ich persönlich neben dem Deutschen Gründerpreis das Bankenspiel und das Börsenspiel ausprobiert. Einmal hat ein Team zusätzlich zum DGPS bei JUGEND GRÜNDET teilgenommen. Im vergangenen Jahr wurde von einem Kollegen eine Arbeitsgemeinschaft zur Vorbereitung und Teilnahme am Börsenspiel der KSK Köln eingerichtet, die sich nun etabliert und auf Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 10 bis Q2 richtet. Ansonsten nehmen wir regelmäßig an Mathematik-Wettbewerben und Wettbewerben im naturwissenschaftlichen Bereich teil.

Was ist Ihre persönliche Motivation dabei?

Die kommt aus der Freude der Schülerinnen und Schüler, an diesen Wettbewerben teilzunehmen und ihre Kompetenzen dabei zu entfalten. Das positive Fazit der meisten Teams hat mich trotz der stressigen Zeit während des Wettbewerbs immer wieder motiviert weiterzumachen. Damit meine ich nicht unbedingt eine hervorragende Platzierung, sondern auch die persönliche Bereicherung, die die meisten von ihnen empfinden.

Wie sieht das Feedback bei Ihren Schülerinnen und Schülern aus?

Dass Ehemalige, die teilgenommen haben, immer wieder die aktuellen Teams unterstützen, zeigt am besten, wie positiv die Gründungsidee von sehr vielen aufgenommen wird. Einige Schülerinnen und Schüler haben durch die Teilnahme eine berufliche Orientierung bekommen oder ihre ursprünglichen Pläne überdacht und revidiert.

Haben Sie Kooperationen mit großen oder auch kleineren, lokalen Unternehmen oder anderen Experten, die die Schülerfirmen unterstützen, nicht nur mit Geld, sondern auch mit Know-how?

Bis zur Neuausrichtung des DGPS gab es die Rolle des Unternehmenspaten, der das jeweilige Team durch den Blick auf die praktische Umsetzbarkeit unterstützen sollte. Es gab viele kleine zeitbegrenzte Unterstützungen durch Unternehmer, die ihr Know-how einfließen ließen, aber daraus sind keine dauerhaften Kooperationen entstanden. Im Moment ist durch die Ansiedlung von Microsoft eine Kooperation mit den Schulen in Vorbereitung. Wir haben eine KURS-Partnerschaft mit der Kreissparkasse Köln und eine Kooperation mit der TH Köln.

Wie unterstützen Sie Schülerinnen und Schüler dabei, ihre eigenen Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen?

Zu Beginn gibt es in den Teams ein Brainstorming. Die Ideen, die dabei entstehen, diskutieren die Teams mit mir. Die kritische Auseinandersetzung hilft ihnen häufig, die Realisierbarkeit ihrer Ideen zu überdenken und sich dann zu entscheiden.

Was sind für Sie die größten Herausforderungen bei Schülerwettbewerben?

Der DGPS beispielsweise ist ein Wettbewerb, der über fünf Monate geht. Die größten Herausforderungen sind der Zeitfaktor und die gleichzeitige Bewältigung der schulischen Anforderungen, die Motivation in den Teams aufrechtzuerhalten, Krisen in den Teams zu bewältigen – für alle Beteiligten.

Wie ist ihr Anteil bei der Entwicklung von Ideen?

Da die Teams mit der Idee arbeiten und voll dahinterstehen müssen, ist es wichtig, dass es ihre eigene ist, in die sie ihr ganzes Herzblut einfließen lassen. Meine Aufgabe war es dabei, die Umsetzbarkeit kritisch zu hinterfragen und damit voranzutreiben, aber nicht unbedingt zu verwerfen, höchstens, wenn die Idee rechtlich bedenklich ist.

Wie profitieren Sie von den Ideen für Ihren Unterricht?

Von den Ideen selbst nicht, eher von der Arbeit mit der Idee. Das im Wettbewerb erforderliche Projektmanagement, die Zusammenarbeit im Team, hilft auch im Unterricht.
Eine SWOT-Analyse beispielsweise, eine Stärken-Schwächen-Untersuchung, kann auch für den Unterricht wichtig sein.

Ein Kollege von Ihnen nennt ihre Schule das Real Madrid der Schulen an der Erft. Warum? Stimmen Sie ihm zu?

Der Vergleich mit der Fußballmannschaft sagt mir nicht viel und unsere Arbeit mit anderen Schulen zu vergleichen, kann und möchte ich nicht. Unsere Schule leistet in vielerlei Hinsicht und in vielen Bereichen sehr gute Arbeit. Wir haben ein sehr engagiertes, ideenreiches Kollegium. Und versuchen gemäß unserem Leitgedanken, die Schülerschaft in ihrer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.

Wie integrieren Sie das Thema Unternehmertum in Ihren Unterrichtsplan und welche Auswirkungen hat dies auf die Lernenden?

Das ist zum Teil schwierig, weil es in der Oberstufe nicht zu den abiturrelevanten Inhalten gehört. Aber die Gründung tangiert unsere Themen – wie beispielsweise die Sozial- und die Ordnungspolitik. In der Sekundarstufe 1 unterrichten wir in fast allen Jahrgangsstufen 5 bis 10 das Fach Wirtschaft/Politik und im Wahlpflichtbereich können Schülerinnen und Schüler das bilingual unterrichtete Fach Wirtschaft wählen. Hier gehören die Themen wie Verbraucherverhalten, Marketingstrategien, Unternehmen in Deutschland und in internationalen Beziehungen zu den Richtlinien relevanten.

Wie gehen Sie vor, um Schülerinnen und Schülern die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse für eine erfolgreiche Unternehmensgründung zu vermitteln?

Im Rahmen des Wettbewerbs gibt es einiges Material, unter anderem Videos von realen Unternehmen zu den relevanten Bereichen. Außerdem rede ich viel mit den Teams.

Motivieren Sie Ihre Schülerinnen und Schüler, Risiken einzugehen und innovative Ideen zu verfolgen?

Da es beim DGPS ja nur um virtuelle Unternehmensgründung geht, ist auch das Risiko nicht real. Die Ideen, die die Teams haben dürfen, müssen aber nicht innovativ sein. Wir hatten aber schon sehr kreative, innovative Ideen dabei. Etwas Besonderes waren jedenfalls die meisten der Ideen. Ich unterstütze sie auch dabei, bei diesen zu bleiben und sie nicht zu schnell wieder zu verwerfen.

Stand: Oktober 2024